Unser Haus

Das Überdiözesane Priesterseminar Leopoldinum Heiligenkreuz im Wienerwald ist das jüngste Priesterseminar im deutschsprachigen Raum. Das Stift Heiligenkreuz hat die Seminar-Trägerschaft vom Bischof von Regensburg übernommen und am 1. Juli 2007 das Leopoldinum als Nachfolgerinstitution des Collegium Rudolphinum gegründet.

Vorgeschichte

Das Collegium Rudolphinum wurde 35 Jahre lang von der Diözese Regensburg unterhalten, 32 Jahre davon war das Collegium in Heiligenkreuz zuhause. Das Studienhaus wurde auf Initiative des Regensburger Bischofs Dr. Rudolf Graber1 im Oktober 1972 an der Philosophisch-Theologischen Lehranstalt der Franziskaner von Schwaz/Tirol gegründet2. Am 12. Oktober 1975 wurde es nach Heiligenkreuz verlegt. Abt Franz Gaumannmüller hatte ein Studienhaus mit 18 Zimmern für die Regensburger Studenten auf dem Stiftsgelände eingerichtet, Graber bestellte einen Direktor für die priesterliche Formation dieser Studenten, und seit Oktober 1975 bildeten sie einen neuen Abschnitt in der Geschichte der theologischen Studien in Heiligenkreuz. Obwohl die Gruppe zunächst klein war, trugen sie viel zum Wachstum des Heiligenkreuzer Lehrbetriebs bei. Das Haus wurde bald bekannt und nahm auch Seminaristen aus anderen Diözesen auf. Dieser Aufbruch hat indirekt und auf unerwartete Weise dazu beigetragen, dass aus einem klösterlichen Institutum Theologicum in Heiligenkreuz eine Hochschule wurde.

Der kirchenrechtliche Status der Studenten als Seminaristen erfolgte durch das von Bischof Graber gegründete Opus Summi Sacerdotis – „Werk des Hohenpriesters“. Er hatte diese Priestervereinigung errichten lassen, um die klassische Priesterbildung nach den Vorgaben des Lehramtes zu fördern3. Das Werk wollte sich dreier Arten von Priesteramtskandidaten annehmen: 1. die mit Matura, 2. Spätberufene mit nachgeholter Matura und 3. Studenten ohne Matura. Bischof Graber hat das Opus Summi Sacerdotis nach Heiligenkreuz verlegt, wie er dem Generalabt des Cistercienserordens in Rom schrieb, „in der Hoffnung, dass dort durch die Trias Theologie, Spiritualität und Liturgie ein günstigerer Boden für unsere Studierenden ist.“4

Bald nach dem Tod des Bischofs im Jänner 1992 erhielt das Studienhaus den Namen Rudolphinum. Im Laufe der 35 Jahre des Collegium Rudolphinum studierten und lebten in dieser Einrichtung Seminaristen aus allen bayerischen Bistümern, vor allem Regensburger aber sie kamen auch aus deutschen Diözesen wie Freiburg, Mainz, Berlin, Paderborn und anderen. Ebenso waren Studenten aus Liechtenstein, der Schweiz, Italien, den Niederlanden und Schweden vertreten. Immer wieder sandten Orden wie die Benediktiner, Franziskaner, Kapuziner, Passionisten, Maristen, Herz-Jesu-Missionare ihre Theologiestudenten in das Rudolphinum.

Zwei Direktoren dienten dem Haus als Vorsteher: Otto Hermans von 1972 bis 1993 und P. Michael Hösl CP von 1993 bis 2007. Der Höhepunkt der harmonischen Zusammenarbeit unter P. Hösl war der Bau der Katharinenkapelle im Studienjahr 2002/2003. Der großzügige Bau wurde zwischen den beiden Häusern dies- und jenseits des Sattelbaches errichtet und vom emeritierten Bischof von Regensburg, Manfred Müller, konsekriert5.

Die Zusammenarbeit kam zu einem raschen Ende als Bischof Gerhard Ludwig Müller von Regensburg sich entschloss, die Trägerschaft für das Rudolphinum abzubrechen: „Ich halte es für notwendig, dass der Zusammenhalt des [Regensburger] Presbyteriums gestärkt wird,“ schrieb er in einem öffentlichen Brief vom 26. April 2007. „Nur in der Einheit untereinander können wir vor den Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte erfolgreich bestehen. Um diesen Zusammenhalt des Presbyteriums von Anfang an zu stärken, möchte ich, dass die Seminaristen der Diözese nicht in zwei getrennten Gruppen in Regensburg und in Heiligenkreuz studieren und leben.“

Vom Rudolphium zum Leopoldinum

Nach Bekanntgabe des Regensburger Rückzuges musste eine schwierige Entscheidung über die Zukunft des Seminars gefällt werden. Nach 35 Jahren waren viele Priester aus vielen Diözesen dankbar mit dem Seminar verbunden. Die Institution hatte sich über ihre bescheidenen Anfänge hinaus entwickelt. Von der Anzahl der Seminaristen rangierte das Seminar inzwischen unter den größten Seminarien Österreichs. Es zu schließen wäre daher kaum zu verantworten. Die Österreichische Bischofskonferenz hat in ihrer Herbstplenaria vom 6.-9. November 2006 den Beschluss gefasst, dass das bisherige Rudolphinum als Überdiözesanes Priesterseminar Leopoldinum Heiligenkreuz in der Trägerschaft des Cistercienserstiftes Heiligenkreuz weitergeführt werden soll. Zugleich setzten die Bischöfe eine ständige Kommission ein, deren Aufgabe in der Aufsicht des Leopoldinum besteht. Diese Kommission setzt sich zusammen aus dem Erzbischof von Wien, dem Diözesanbischof von Graz-Seckau und dem Diözesanbischof von St. Pölten. Als Interimsdirektor ernannte Abt Gregor Henckel-Donnersmarck den Heiligenkreuzer Konventualen P. Alkuin Schachenmayr.

Im September 2009 folgte P. Pirmin Holzschuh OCist als Direktor und übte sein Amt bis zu seiner Ernennung zum Prior von Bochum-Stiepel im Sommer 2011 aus.

2011 bis 2016 war P. Mag. Dr. Anton Lässer CP Direktor des Leopoldinum.

Mit Wintersemester 2016/17 folgte Mag. Martin Leitner ihn als Direktor des Leopoldinums nach.

Approbation

Das überdiözesane Priesterseminar Leopoldinum wurde von der Österreichischen Bischofskonferenz errichtet und am 12. September 2008 von der Kongregation für das Katholische Bildungswesen approbiert6. Es ist dem heiligen Markgrafen Leopold von Österreich anvertraut, dem hochherzigen Stifter des Cistercienserstiftes Heiligenkreuz und Vater des seligen Bischofs Otto von Freising und des Erzbischofs Konrad von Salzburg.

1. Rudolf Graber (1903-1992), Bischof von Regensburg und Gründer des Collegium Rudolphinum. Geboren am 13. Sept. 1903; 1922 Matura am Neuen Gymnasium Nürnberg; trat zunächst dem Eichstätter Priesterseminar bei, wechselte darauf nach Innsbruck; Priesterweihe (mit 22 Jahren) am 1. Aug. 1926; 1926-1929 Promotion am Angelicum; ab 25. Aug. 1941 Prof. für Fundamentaltheologie, Aszetik und Mystik in Eichstätt; 1962 Bischof von Regensburg; emeritiert am 13. Sept. 1982. Er starb am 31. Jan. 1992. Karl Hausberger, Graber, in: Erwin Gatz (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches: ein biographisches Lexikon. 1945 bis 2001 (Berlin 2002) 457-460.

2. Zur kanonischen Errichtung des Rudolphinum, siehe: Sancta Crux 37 (1975) 55; Amtsblatt für die Diözese Regensburg, 1993, Nr. 15; Statut des Überdiözesanen Studienhauses Collegium Rudolphinum vom 31. Okt. 1993; Maximilian Heim, 25 Jahre Collegium Rudolphinum. Festvortrag anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums des interdiözesanen Studienseminars, in: Sancta Crux (2000) 56-66.

3. Norbert Stigler, Die Philosophisch-Theologische Hochschule Heiligenkreuz 1989 bis 1999, in: Sancta Crux (1999) 83-99 S. 90-92.

4. Getippte Korrespondenz Graber – Kleiner vom 12. Juli 1975, Original. Archivum Curiae Generalis Ordinis Cisterciensis, VI-01.

5. Michael Hösl, Weihe der Katharinenkapelle, in: Heiligenkreuzer Vorlesungsverzeichnis (SS 2003) 37-38.

6. Prot. Nr. 717/2007.